So einfach verbessern Sie Ihre Abschlussarbeit
Die häufigsten Fehler beim akademischen Schreiben
Etliche Fehler werden von Studierenden beim Schreiben einer Haus-, Bachelor- oder Masterarbeit gemacht, obwohl sie leicht zu umgehen wären. Erfahren Sie, welches die zehn häufigsten Fehler sind, damit Sie diese in Ihrer eigenen Arbeit eigenständig erkennen und gezielt verbessern können.
Von Gastautorin Lisa Christen, M. Sc. Psych.
8. Januar 2023 • Tipps für Abschlussarbeiten
Viele Studierende unterschätzen, wie wichtig die Details sind, die mit wissenschaftlichen Standards einhergehen. Dabei sind Form und Inhalt einer rundum gelungenen Arbeit untrennbar miteinander verbunden. Durch einen stärkeren Fokus auf Einheitlichkeit, Vollständigkeit, präzisen Ausdruck, lesefreundliche Gestaltung und einen klaren roten Faden erhöhen Sie die Qualität Ihrer Arbeit. Im Folgenden erläutere ich Ihnen zehn typische Fehler in Abschlussarbeiten, die Sie nach Möglichkeit vermeiden sollten.
Fehler 1
Mangelnde Einheitlichkeit
Einheitlichkeit ist besonders für den ersten Eindruck bei den Prüfenden sehr wichtig. Häufig vergessen Studierende die Einheitlichkeit bei den folgenden Aspekten:
- Kommasetzung: Betroffen sind vor allem optionale Kommata (z. B. bei Einschüben mit „wie“), entscheiden Sie sich für eine durchgängige Linie.
- Rechtschreibung: Wenn mehrere Schreibweisen als richtig gelten (z. B. „Homeoffice“/„Home-Office“, „mithilfe“/„mit Hilfe“), nutzen Sie am besten die laut Duden empfohlene Schreibweise, die hier kursiv hervorgehoben ist.
- Fachbegriffe: Verwenden Sie einmal definierte Fachbegriffe durchgängig, anstatt auf nicht definierte Synonyme auszuweichen.
- Abbildungen und Tabellen: Achten Sie darauf, dass Farben, Schriftarten, Schriftgrößen und der Aufbau einheitlich sind. Vermeiden Sie Screenshots und Scans und nutzen Sie stattdessen selbst erstellte Abbildungen.
- Rundung von Zahlen: Runden Sie auf dieselbe Anzahl von Nachkommastellen. Achtung: In bestimmten Fällen, z. B. bei sehr kleinen Zahlen, ist dies nicht immer sinnvoll.
- Artikel in Überschriften: Entscheiden Sie sich entweder für oder gegen Artikel in Überschriften (z. B. „Die theoretischen Grundlagen“ vs. „Theoretische Grundlagen“). Üblicher ist es, diese wegzulassen.
Fehler 2
Unvollständiges Literaturverzeichnis
Achten Sie immer darauf, dass alle Quellen, die Sie im Text bzw. den Fußnoten zitieren, auch im Literaturverzeichnis aufgeführt werden. Umgekehrt müssen alle im Literaturverzeichnis genannten Quellen auch im Text zitiert worden sein. Quellen, die Sie lediglich gelesen haben, aber nicht konkret zitieren, werden nicht erwähnt.
Außerdem passiert es häufig, dass wichtige Angaben zu einzelnen Einträgen im Literaturverzeichnis vergessen werden. Meist sind dies das Abrufdatum von Internetquellen, die Auflagennummerierung von Büchern oder die Seitenzahlen von Beiträgen in Sammelwerken bzw. in Zeitschriftenartikeln.
Fehler 3
Zu viele direkte Zitate
Seien Sie sparsam mit direkten (wörtlichen) Zitaten. Diese sollten Definitionen, Auszügen aus Gesetzestexten etc. vorbehalten sein, bei denen es auf den genauen Wortlaut ankommt. Bevorzugen Sie stattdessen indirekte Zitate und fassen Sie die Aussagen in eigenen Worten zusammen, ansonsten kann die Arbeit unter Umständen so wirken, als ob Sie keine Lust gehabt hätten, die Sätze umzuformulieren und das Wesentliche für Ihre Arbeit herauszufiltern.
Fehler 4
Unwissenschaftlicher Ausdruck
Ein häufiger Fehler, vor allem bei der ersten wissenschaftlichen Arbeit, wie Haus- oder Bachelorarbeit, ist ein unwissenschaftlicher Ausdruck. Stattdessen sollte dieser präzise, sachlich und verständlich sein. Prüfen Sie Ihre Arbeit auf Redewendungen (z. B. „diese Entwicklung war eine Frage der Zeit“), subjektiv wertende Ausdrücke (z. B. „spannende Ergebnisse“), Übertreibungen (z. B. „enormer Anstieg“), pauschale Aussagen ohne Quellenangabe (z. B. „jeder Mensch“) oder Füllwörter (z. B. „eigentlich“).
Fehler 5
Unnötige Anglizismen
In der deutschen Sprache sind zahlreiche Anglizismen anzutreffen, insbesondere im wissenschaftlichen Kontext, wo oft auf englischsprachige Quellen zurückgegriffen wird. Übernehmen Sie aber bitte nicht wahllos Fachbegriffe aus der englischen Literatur. Verwenden Sie nach Möglichkeit die deutschen Entsprechungen, die Sie in der deutschsprachigen Literatur zu Ihrem Thema finden können. So bleibt Ihr Text leicht lesbar und verständlich.
Fehler 6
Vermischung von Richtlinien
Häufig passiert es, dass bei der Zitierweise und im Literaturverzeichnis die Richtlinien für englisch- und deutschsprachige Arbeiten versehentlich vermischt werden. Haben Sie z. B. bei der Zitation im Text bei mehreren Autoren ein Komma vor das &-Zeichen gesetzt? Das ist inkonsistent, wenn Sie nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs, 2019) zitieren. Diese orientieren sich zwar überwiegend am Manual der American Psychological Association (APA, 2010), sehen aber an dieser Stelle – im Gegensatz zur APA – kein Komma vor.
Prüfen Sie die Vorgaben für Ihre Arbeit daraufhin, ob im Literaturverzeichnis englischsprachige Quellen mit englischen Begriffen, wie „ed.“ (für edition), „n. d.“ (für no date) oder „Ed.“/„Eds.“ (für „Editor“/„Editors“), aufgeführt werden müssen oder alle Quellen einheitlich die deutschsprachigen Angaben „Aufl.“ (für Auflage), „o. J.“ (für ohne Jahr) und „Hrsg.“ (für Herausgeber) erhalten sollen. Gemäß DGPs (2019) sind alle Quellen ohne Jahr – unabhängig von der Sprache – mit „n. d.“ zu kennzeichnen.
Auch bei der Schreibweise von Zahlen (z. B. deutsch: 10 000,00 vs. englisch: 10,000.00) sollten Sie einheitlich vorgehen sowie die Vorgaben der Hochschule beachten. Nach der DGPs (2019) ist z. B. die englische Schreibweise zu verwenden. Falls Sie keine genauen Vorgaben haben, verwenden Sie die im Fach übliche Schreibung, die bereits während des Studiums genutzt wurde.
Fehler 7
Fehlende Einführung für Abkürzungen
Auch wenn es ein Abkürzungsverzeichnis gibt, müssen Sie folgende Regeln im Text beachten. Führen Sie fachliche Abkürzungen bei der ersten Nennung im Text in Klammern ein, z. B. „die univariate Varianzanalyse (ANOVA)“ und verwenden Sie diese danach durchgängig. Allgemein bekannte Abkürzungen, die im Duden stehen, können Sie direkt verwenden und gehören nicht ins Abkürzungsverzeichnis.
Achten Sie auch darauf, dass Sie nicht zu viele Abkürzungen verwenden. Sie müssen nicht alle Abkürzungen aus der Literatur übernehmen. Sinnvoll ist dies frühstens ab drei Verwendungen des Begriffs. Außerdem sollte die Abkürzung im Fachgebiet üblich und keine Eigenkreation sein.
Fehler 8
Verlust des roten Fadens
Fragen Sie sich bei jeder Aussage, ob sie für die Beantwortung der Fragestellung notwendig ist. Seien Sie mutig und lassen Sie Überflüssiges weg. Fassen Sie Aussagen in eigenen Worten zusammen, sodass Sie den Bezug zu vorherigen Sätzen, Absätzen und Kapiteln herstellen können. Heben Sie diese inhaltlichen Zusammenhänge mit Bezugswörtern, wie „daher“, „des Weiteren“, „demzufolge“, „ergänzend“, an passenden Stellen hervor.
Sollte der Text dennoch nicht schlüssig sein, könnte dies auf einen ungeeigneten Aufbau der Arbeit hindeuten. Folgen die Kapitel logisch aufeinander? Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie den roten Faden professionell prüfen lassen.
Fehler 9
Unerwähnte Abbildungen und Tabellen
Abbildungen und Tabellen können eine gute Möglichkeit sein, die Inhalte zu veranschaulichen. Wenn Sie diese aber nur einfügen, ohne darauf im Text einzugehen oder zu verweisen, sind sie entweder überflüssig – oder Ihr Text bleibt inhaltlich unvollständig. Erwähnen Sie also Ihre Abbildungen und Tabellen an passenden Stellen, indem Sie auf die entsprechende Nummerierung verweisen und erläutern, was jeweils dargestellt wird. Die Abbildung oder Tabelle sollte anschließend direkt nach dem Absatz folgen.
Fehler 10
Versäumtes Korrekturlesen
Wenn die Abgabe näher rückt, wird das Korrekturlesen häufig vernachlässigt, obwohl damit schnell zahlreiche Fehler eliminiert werden können. Da man oft blind für die eigenen Fehler wird, ist es ratsam, andere Personen Korrektur lesen zu lassen. So erhalten Sie aus verschiedenen Blickwinkeln hilfreiche Anregungen für Ihre Arbeit. Dabei können Sie Ihren Text nicht nur auf Rechtschreibung und Grammatik prüfen lassen (z. B. durch sprachbegabte Bekannte oder ein professionelles Korrektorat), sondern auch wissenschaftliches und fachliches Feedback einholen (z. B. durch Beratungsgespräche mit den Betreuenden der Arbeit oder ein professionelles Lektorat).
Literatur
American Psychological Association (2010). Publication manual of the American Psychological Association (6. Aufl.). Washington, DC: American Psychological Association.
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (2019). Richtlinien zur Manuskriptgestaltung (5. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.